Flying Health Nachgefragt – Innovationstreiber im Interview: Tobias Larscheid – Geschäftsführer von L21s
In unsere Rubrik „Flying Health Nachgefragt“ sprechen wir mit Innovationstreibern aus unserem Netzwerk, um einen Einblick in ihre Unternehmen und Projekte zu erhalten. In diesem Interview sprechen wir mit Tobias Larscheid über die IT-Plattformentwicklung im Gesundheitsbereich – wie man das beste Angebot erkennt und Fehlinvestitionen vermeidet.
1. Wenn ihr zwei Angebote nebeneinander liegen hättet – auf welche Posten würdet ihr als Experten als erstes schauen? Wo lohnen sich besonders genaue Nachfragen (und warum)?
Aus unserer Sicht ist es vor allem wichtig, dass der Dienstleister sich nicht als Techniker, sondern als fachlicher Problemlöser versteht. Wenn man Angebote vergleicht, empfiehlt es sich herauszufinden, welcher Dienstleister sich mit der inhaltlichen Fachlichkeit des konkreten Projektes auseinandergesetzt hat. Wenn ein Dienstleister lediglich technische oder prozessuale Details der Softwareentwicklung versteht, ist das ein schlechtes Zeichen. Die meisten IT-Projekte scheitern nicht an der Technik, sondern an der Fachlichkeit und daraus resultierenden Missverständnissen.
2. Woran erkenne ich, ob ein Dienstleister fair und sinnvoll kalkuliert hat? Oder andersherum – gibt es Indikatoren, die Skepsis begründen?
Wir erleben bei unseren Kunden oft eine grundsätzliche Diskussion über das Verrechnungsmodell, d. h. Bezahlung eines Fixpreises oder variable Abrechnung nach Aufwand. Auf Grund vermeintlicher Planungssicherheit und Risikoverlagerung wünschen sich viele Kunden einen Fixpreis. Leider führt dies oft dazu, dass Dienstleister viel Energie in Diskussionen über den Scope stecken – und diese Energie fehlt dann dem Produkt. Verrechnung nach Aufwand bedeutet, dass der Dienstleister sich voll auf das Produkt konzentrieren kann und auch im späteren Projektverlauf noch kreative Änderungen am Produkt möglich sind. Finanzielle Planungssicherheit kann man zum Beispiel trotzdem über vorher abgestimmte Budgets herstellen.
3. Woran kann ich festmachen, welcher Dienstleister gut zu welchem meiner Projekte passt? Welche Besonderheiten gibt es hier für die Branche des Gesundheitswesen?
Grundsätzlich ist es aus unserer Erfahrung ein Mehrwert, wenn der Dienstleister keine völlig generische Digitalagentur ist, sondern konkrete Branchenerfahrung im Gesundheitswesen mitbringt. Man vermeidet damit die (leider) immer noch häufig anzutreffende Situation, den externen Projektmitarbeitenden erstmal sechs Wochen das Geschäftsmodell und die Arbeitsweise zu erklären, bevor die eigentliche Arbeit anfängt.
Aus unserer Erfahrung werden, aufgrund des hohen Sicherheitsbedürfnis im Gesundheitswesen, viele Aufträge oft bewusst nicht an Startups vergeben, obwohl diese sogar sehr geeignet dafür wären. Wir sehen oft den Trend, dass Unternehmen einen großen „Gemischtwaren“ Dienstleister auswählen, der dann eine vollständige Lösung Ende-zu-Ende erstellen soll. Das ist zwar koordinativ einfacher, führt aber in einigen Bereichen dann zwangsläufig zu weniger optimalen Lösungen. Hier bietet es sich an, spezialisierte Dienstleister für dedizierte Bereiche auszuwählen.
4. Was sind die drei teuersten Fehler, die bei der Auswahl von IT-Dienstleistern in der Healthbranche immer wieder gemacht werden?
Aus unserer Erfahrung scheitern IT-Projekte in den seltensten Fällen an der Technik. Wichtig ist die Schnittstelle Fachlichkeit und Technik. Wenn es hier keine funktionierenden Schnittstellen zwischen Fachlichkeit und Technik gibt, scheitert die Übersetzung der Fachlichkeit in die „Sprache der Entwickler“ und Projekte verzögern sich, bringen nicht das gewünschte Ergebnis oder laufen aus dem Budget. Ein guter Dienstleister sollte diese Schnittstelle zwischen Fachlichkeit und Technik besetzen und es dem Kunden einfach machen, seine Anforderungen in einem Produkt zum Leben zu erwecken.
Das Team von L21s.