Im September hatten wir die große Ehre, Prof. Dr. Karl Broich als Redner bei unserem Kamingespräch zu begrüßen. Als Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat Prof. Dr. Broich auch die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens in den letzten Jahren maßgeblich mitgestaltet. Dabei hat sich das BfArM neue Kompetenzen angeeignet und gezeigt, dass regulatorische Institutionen neue Wege gehen können und wollen.
Für Hersteller von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) ist das BfArM zu einem unverzichtbaren Akteur in der digitalen Gesundheitsszene geworden. Mit der Implementierung des DiGA-Fast-Tracks für die Zulassung von DiGAs und der Pflege des DiGA-Verzeichnisses hat Herr Broich gezeigt, dass Deutschland auch Vorreiter sein kann – mit kaum einem anderen Digital Health wird Deutschland im Ausland so positiv wahrgenommen.
Im Gespräch mit unserer Geschäftsführerin Laura Wamprecht erinnerte er uns aber auch daran, dass wir diese Rolle weiter ambitioniert verfolgen müssen, denn andere Länder stehen in den Startlöchern, um uns zu überholen. Dabei spielen zum Beispiel auch diagnostische DiGAs eine Rolle oder DiGAs höherer medizinischer Risikoklassen wie sie in Frankreich bereits im PECAN-Modell zur Kostenerstattung vorgesehen sind.
Außerdem wurde das Forschungsdatenzentrum (FDZ) thematisiert, ein weiterer Meilenstein in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. In diesem Zusammenhang skizzierte Karl Broich sein Ziel, einen nutzerfreundlichen Antragsprozess zu gestalten, denn in der Digitalstrategie des Gesundheitsministerium wurde das ambitionierte Ziel von 300 Forschungsanträgen in drei Jahren formuliert. Dabei ist allen Akteuren bewusst, dass es hierfür eine leistungsfähige Infrastruktur und schlanke Prozesse braucht
Neben diesen beiden Aspekten wurde über viele weitere zukunftsweisende Themen diskutiert wie z.B. den Einsatz von KI im BfArM, Digitalisierung klinischer Studien und dezentrale Studiendesigns, die Versorgungssituation mit innovativen Arzneimitteln z.B. bei Diabetes oder Alzheimer im Kontext personalisierter Medizin und der Frage ab wann wir eher ein „Ökosystem der Medizin“ haben, in dem die einzelnen Komponenten aus Arzneimittel, Medizinprodukt, in-vitro Diagnostik und digitaler Medizin ineinandergreifen. Das Thema Nachhaltigkeit kam ebenfalls nicht zu kurz, denn dieses wird bei den Zulassungsprozessen eine immer größere Rolle spielen und Konzepte wie der „grüne Zusatznutzen“ werden immer populärer.
Auch unsere Gäste hatten interessante Fragen an Prof. Dr. Karl Broich. Darunter ging es um Anreize, die für Ärzt:innen zur Nutzung digitaler Medizin geschaffen werden sollten, ob die Akzeptanz von Evidenz durch Real-World Data (RWD) geschaffen wird, wie sich die Qualitätssicherung von Gesundheitsdaten gestaltet und ob diese als öffentliches Gut betrachtet werden sollten. Als Zukunftsaussichten der nächsten Jahre wurde der erhebliche Fortschritt der Digitalisierung im Arzneimittelsektor betont, der die Nutzung von Large Language Models (LLMs) umfasst, ebenso die Skalierung von Telemedizin sowie die zunehmende Bedeutung von DiGA und die Interoperabilität zwischen den verschiedenen Tools.
Wir bei Flying Health blicken gespannt auf die zukünftige Entwicklung dieser Themen und freuen uns auf die innovativen Fortschritte in Sachen Digitalisierung.
Vielen Dank an Prof. Dr. Broich für das facettenreiche Kamingespräch und unsere wunderbaren Gäste, die wie immer spannende Perspektiven und Argumente in die Diskussion eingebracht haben.